Nicht stören!

Es gibt fast ausschließlich erfolgreiche Coaching-Stories.

Testimonials, die uns glauben lassen, dass wir nicht mit Coaches, sondern mit Magier zu tun haben. Ein Meeting, 30 min kostenlos und schon läuft alles wie geschmiert. 

Selbstverständlich ist es stark koloriert.

 Selbstverständlich kann ein Coach helfen.

Selbstverständlich geht es manchmal fett daneben.

Ironie des Schicksals - es sind genau “die problematischen" Kunden, Sessions und Projekte, an die ich mich als Coach erinnere. Logisch, daraus lernt man am meisten, sowohl als Coach als auch…hoffentlich auch als Kunde. 

Ich weiss nicht, ob meine Kunden aus diesen Unternehmungen auch etwas gelernt haben. Ich hoffe es. Aber der Realist in mir sagt, dass es eher unwahrscheinlich ist.

Die Gewohnheit einer ”Manöverkritik” ist eine seltene Tugend. Vor allem nach einem Misserfolg.

Je schiefer es gelaufen ist, desto kürzer die Refleksion.

Es wundert keinen, dass es nicht gemacht wird. Auch mich nicht. Die Zusammenarbeit wird so oder so nie wieder in der gleichen Zusammensetzung wiederholt, es ist also effizienter und einfacher, einen Schuldigen halboffiziell zu nennen (oft sogar gerecht), die Unternehmung schnell und leise als Erfolg zu verkaufen und prontissimo zum Nächsten übergehen.

Witzigerweise genau das wollen meistens Coaches den Teams und Leaders beibiegen - je schlimmer die Niederlage, desto wichtiger ist es, sich zusammenzutreffen, tief in die Augen zu schauen, offen und ehrlich zu gestehen, dass es suboptimal war und was man das nächste mal nicht machen wird. Scrum Retro lässt grüßen.

Ich mag die Einstellung “Krone richten und weiter gehts". Wirklich. Ich drehe durch bei Kunden, die ausgiebig verlorenen Chancen nachlaufen. Und trotzdem - meine Zunge juckt immer wieder und will für wenigstens 20 min den Auftraggeber dazu regelrecht “zwingen”;  lessons to be learned aufzuschreiben. Nicht überanalysieren. Nicht nachweinen.. Einfach einen (oder drei) guten Vorsatz zu festigen.

Zu sagen - das (konkret) wird mir nie wieder passieren und so werde ich es in der Zukunft vermeiden.

Danach dürft ihr gerne mit dem Standardprogramm fortführen - Krone richten, ggf. unter den Teppich kehren, nach vorne schauen und nächste Chance ergreifen. 

Aber bitte mit dem Vorsatz (nicht nur Vorahnung oder Wissen), was nie wieder passieren soll.

Ich gehe davon aus, dass in 95% der Fälle keiner diesen Vorsatz fast. Daher teile ich meinen mit Euch. Kopieren und anwenden erwünscht. 

Mein Vorsatz - NICHT STÖREN. 

Damit meine ich nicht die hile Welt ds Klienten - die störe ich gerne. Was nicht gestört werden soll, ist die Verbesserung.

Ich werde nie wieder eine aussichtslose und dadurch für beide Seiten frustrierende Zusammenarbeit mit dem Kunden fortsetzen. Damit es nie wieder passiert, achte ich auf folgende Warnsignale:

  1. Unklare Ziele: wenn der Klient nicht weiß, was er genau erreichen möchte. Ohne klare Ziele störe ich.

  2. Mangelnde Motivation: Coaching erfordert Engagement und Arbeit von beiden Seiten. Wenn der Klient nicht motiviert ist, Veränderungen vorzunehmen oder an sich selbst zu arbeiten, störe ich.

  3. Mangelnde Chemie zwischen Coach und Klient: wenn der Klient und der Coach nicht auf derselben Wellenlänge sind oder sich nicht gut verstehen…störe ich.

  4. Falsche Methode oder Technik: es gibt viele verschiedene Coaching-Methoden und -Techniken, die für verschiedene Menschen in verschiedenen Situationen besser oder schlechter geeignet sein können. Wenn der Coach eine Methode oder Technik verwendet, die für den Klienten nicht funktioniert, wird es wahrscheinlich…stören.

  5. Mangelnde Fortschritte: wenn der Klient das Gefühl hat, dass er keine Fortschritte macht oder dass das Coaching ihm nicht hilft, dann störe ich.

  6. Externe Faktoren: Manchmal können externe Faktoren wie Stress, Konflikte am Arbeitsplatz oder persönliche Probleme des Klienten das Coaching erschweren…warte, bis du dich nicht störst.

Ich achte auf diese Signale extrem, trotzdem wird manchmal jeder Coach tüdelig. 

Und darum möchte ich hier anonym alle Klienten, vergangene, aktuelle und zukünftige bitten -

sag einfach, wenn es stört. Es ist nicht unhöflich. Unhöflich ist es, die eigene Zeit und Energie zu verschwenden.

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Klient und jede Coaching-Situation einzigartig ist und dass es keine Garantie für Erfolg gibt.  Aber mit “nicht stören” sind wir schon auf einem ganz guten Weg dahin.

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