Prios = no fun!
Kennt ihr noch unseren S und seine Vorliebe für Priorisieren?
Hier geht es zum ersten Teil seiner Geschichte.
Und so ging es weiter…
Folgende E-Mail hat unseren S. an den Stuhl gefesselt.
Betreff: Deine Arbeit ist nichts wert, sie dient der Arbeit der anderen
Hallo S,
Du arbeitest den Leuten zu, die an richtig wichtigen Sachen arbeiten. So stiftest du Mehrwert.
OK, das war wieder eine provocative Zusammenfassung.
Was stand da drin? Der Vorgesetzte von S meinte, die anderen Bereiche seien mit der Arbeit von S sehr zufrieden. Sie lobten seine Hilfsbereitschaft und schnelle Problemlösungen. Allerdings war da auch der Unterton - in den letzten Monaten war eine negative Tendenz spürbar. Der Bereich von S war manchmal erst nach 20 min ansprechbar und die “Ausrede” lautete, sie seien in einer Projektbesprechung.
Die durchschnittliche Response Time ist um 20% gestiegen, weil das Team in Projektmeetings steckt. Und das ist selbstverständlich nicht vertretbar, zudem wird das alte System immer anfälliger, die Störungen häufen sich und man versteht einfach nicht, warum das Team sich nicht sofort um die Problemlösung kümmert.
Ja, das wüsste S auch gerne. Er versuchte jede “freie” Minute des Teams, die zwischen den Support Calls und Meetings anderer Bereiche irgendwie zu kriegen war, dafür zu nutzen, die Migration voranzutreiben. Um eben endlich der Anfälligkeit entgegenzuwirken. Die Leute waren aber echt müde, sie beklagten auch, dass sie “zu Nichts" kommen, weil entweder irgendwie Planung ansteht oder sie irgendeine Incidents lösen müssen. Sie waren halt nur 5 DB Spezialisten für 25 Teams. Zu viele Meetings - das war das Mantra.
Dann kann man wohl nichts machen, dachte S.
Es kommen wohl bessere Zeiten, jetzt müssen wir das System am Leben halten. Es dauert nicht mehr lange - 2 Wochen, ok, vielleicht Monate oder Jahre. Es wird aber besser. Dann gehen wir mit unserem Projekt durch die Decke, dann zählt nichts anderes.
Die Chefs werden bald sehen, wie wichtig unser Projekt ist.
Es gibt halt momentan viele andere brennende Sachen.
Und es fühlt sich doch so gut an, so richtig und wichtig, dass man den Kollegen helfen konnte.
Die eigenen Prioritäten durchsetzen und sich festzulegen, ist unangenehm und erfordert Arbeit. Warum sollte man sich auf die Diskussionen einlassen? Warum jedes Mal nachfragen, nachlaufen, sich wieder abfrühstücken lassen?
Die Bereiche sagen doch selbst, es gibt wichtigeres zu tun.
Wir machen das, was andere wollen. Da kann man nichts falsch machen.
Wenn sich die meisten Probleme in einer “1h Aktion” lösen lassen (es gibt halt viele solche Aktionen, aber wenn man ehrlich ist, ist es nicht schlimm - man wird ja schließlich für 5 min zu dem Held, der das Problem gelöst hat), warum sollte man nachhaltig etwas fixen? Warum neue Wege einzuschlagen?
Der Tag vergeht so oder so. Mit den schnell gelösten Inzidenten sogar schneller als bei einer monotonen, prioritär gesteuerten Arbeit.
Ohne Prios ist Action angesagt, man spürt das Leben, man ist am Puls des Geschehens, am Aderschlag des Unternehmens!
Recht hat der Chef. Keiner wurde dafür befördert, vorausschauend Projekte umzusetzen.
Ganz im Gegenteil - ich kann der Held sein, der ein verspätetes Projekt rettet.
Kommt es euch bekannt vor?
Je mehr diese Geschichte dich genervt hat, desto wahrscheinlicher warst du schon mal in einer Lage wie unser S.
Und je mehr ihr geschmunzelt habt - desto näher seid ihr am Prio-Expertentum! Glückwunsch!
Fallen euch noch weitere mehr oder weniger verkehrte Glaubenssätze zum Thema Priorisierung ein? Ich freue mich auf eine Nachricht!